Damals,
wenn ich mit meiner Großmutter unterwegs war, schaltete sie stets das Autoradio ein. Das hatte zwar längst schon seinen Geist aufgegeben, sendete aber trotzdem noch. Durchs Programm führte immer nur eine einzige Stimme die von der Rückbank tönte. Meine Stimme. Ich war die Moderatorin eines bunten Programms: die Station-Voice von “Radio Ga Ga”. Nur selten unterbrochen durch kurze Werbeblöcke („Kaufen Sie unbedingt gleich da vorne an der Tanke Kaugummi für Riesenblasen!“) – informierte ich über Wetter und Weltgeschehen, ich sang Liebes- und Lieblingslieder (“Drei verliebte Pinguine” oder “Die Gedanken sind frei”), führte Interviews mit phantastischen Gesprächspartnern, deren Parts meine Großmutter übernahm und erzählte abenteuerliche Geschichten.
So reisten wir unaufhaltsam von einem Hörerlebnis zum nächsten. Im grünen Kadett über Norddeutschlands Landstraßen.
Und heute
Meine Großmutter ist längst weitergereist. Ich fahre Fahrrad durch die Straßen Hamburgs und habe ein kleines Aufnahmestudio. Die Spiel- und Experimentierfreude ist geblieben, die Stimme sitzt. Seit 2008 bin ich Sprecherin
für Dokumentationen, Reportagen und Imagefilme, für Werbung, Hör- und Computerspiele, für Audioguides, Hörfilme und mehr.
Zum Schauspiel
kam ich unverhofft. Ein Freund stellte mir in einer Bar auf St.Pauli in Hamburg den Regisseur Klaus Lemke vor. Der befand, dass ich die Idealbesetzung für eine Pommesverkäuferin sei, in seinem Episodenkultfilm 3 Minuten Heroes. Wir drehten danach noch drei weitere Filme zusammen. Dancing with Devils wurde mit dem Norddeutschen Filmpreis ausgezeichnet. Durch Klaus Lemke und die Arbeit mit anderen Regisseuren wie Henrik Peschel oder Christian Mrasek der Kölner Gruppe, entdeckte ich meine Vorliebe für das Independent Kino. Eine besondere Herausforderung und Freude war die Arbeit mit der Regisseurin Eliza Petkova. Ich übernahm die weibliche Hauptrolle in ihrem Debütfilm „Ein Fisch, der auf dem Rücken schwimmt“, der auf der 70. Berlinale Premiere feierte.
Meine Leidenschaft
ist die Musik. Ich singe Eigenes und Anderes, live und im Studio. Zu hören auf dem Soundtrack des Tanzfilms „Little Paris“ oder im Titellied einer Großstadtrevier-Episode. Auf einer Platte von dem Hamburger Musiker Friedrich Paravicini oder im Background des Französischen Künstlers Paamath.
Meine eigene Platte zu produzieren, das ist mein Herzenswunsch.
Glücklich bin ich
wenn ich tanze!